Hängende Gärten von Babylon

Die Hängenden Gärten von Babylon

Der erste vertikale Garten in der Weltgeschichte?

Von Lisa Klingbeil

Zu den sieben Weltwundern der Antike zählen die Hängenden Gärten von Babylon, auch die Hängenden Gärten der Semiramis genannt. Bei dem Namen kann schnell die Assoziation zu vertikalen Gärten aufkommen, immerhin können diese auch hängend angelegt werden.

Nach dem heutigen Forschungsstand handelte es sich bei den Hängenden Gärten um eine große quadratische Gartenanlage mit einer Seitenlänge von 120 Metern. Antike Schriftsteller wie Antipatros von Sidon oder Flavius Josephus haben sie beschrieben. Dank den Beschreibungen können wir uns heute ein ungefähres Bild davon machen. Die Gärten sollen auf Terrasse in der Nähe des Palastes angelegt worden sein. Die Terassen haben aus dicken Mauern und Pfeilern aus gebrannten Ziegeln und Mörtel bestanden und waren mit einer Bleiplatte bedeckt. Allerdings hingen die Pflanzen nicht, sondern waren stufenartig auf die verschieden hohen Terrassen gepflanzt. Es wird davon ausgegangen, dass die Höhe der obersten Terrasse etwa 25 Meter maß. Durch ein ausgeklügeltes Bausystem war es möglich, Humus auf die Terrassen aufzutragen und verschiedene Pflanzen zu kultivieren. Sie wurden künstlich bewässert, möglicherweise mit Brunnen und Aquädukten, damit sie in dem heißen Klima gedeihen konnten.

Die hängenden Gärten von Babylon 1726

Und wo befand sich der hängende Garten?

In der Forschung war man sich lange Zeit nicht sicher, wo sich die Hängenden Gärten befunden haben. Einige Wissenschaftler ordneten sie der Umgebung des Palastes von Babylon zu, andere zweifelten an, dass es sie überhaupt gegeben hat. Konsens war lange, dass der neubabylonische König Nebukadnezar II. die Anlage für seine Frau gebaut haben soll.

Die Altorientalistin Dr. Stephanie Dalley, die an der Oxford University lehrte, hat sich eingehend mit den Hängenden Gärten beschäftigt und zweifelt diese These an. 2013 veröffentlichte sie ihr Buch Mystery of the Hanging Garden of Babylon: An Elusive World Wonder Traced. In dem Buch argumentiert sie, dass die Hängenden Gärten sich nicht in Babylon, sondern in Ninive, das etwa 480 km von Babylon entfernt war, befanden. Beweise hierfür sieht sie unter anderem in der Topographie, nach der in Babylon nicht ausreichend Wasser zur Bewässerung solch einer großen Gartenanlage zur Verfügung stand. Ihrer Ansicht nach soll Sanherib, einer der Herrscher von Ninive, die Hängenden Gärten für seine Frau Taŝmetun-Šarrat in Auftrag gegeben haben.

Obwohl die Gartenanlage nicht direkt mit vertikalem Gärtnern in Verbindung gebracht werden kann, zeigt sich doch, dass mit genug Ideenreichtum in möglicherweise schwierigen Ausgangssituationen Wunderbares geschaffen werden kann. Und dies gilt auch für einen vertikalen Garten – mit wenig Raum kreativ eine grüne Oase anlegen.

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