Saatgut und Co

Saatgut und Co- Wie wichtig ist die richtige Ausstattung beim Indoorfarming?

von Jana Northe I © Inter IKEA Systems B.V. 2017

Indoorfarming gehört zu den Trends 2017 und zählt längst nicht mehr als politisches Statement gegen das Etablissement. Wer hat, der kann in Altbauwohnung oder Großstadtloft – auch ohne Erfahrungen im Gärtnerbereich. Es kommt auf die Umstände und die Ausrüstung an. Aber wie bei vielen Trends, kannst du auch beim Indoorfarming die unglückliche oder zu teure Variante wählen.

Hast du dich erst einmal vom Indoorfarming-Trend anstecken lassen, stellt sich schnell die Frage: Was brauche ich alles? Das Angebot auf dem freien Markt reicht von „billig“ über „unnütz“ bis hin zu „dem Preis nicht angemessen“. Qualität ist nicht das wichtigste, sondern die Erfahrung derer, die die Produkte herstellen. Denn auch wenn man keine großen Vorkenntnisse oder Talent benötigt, um im eigenen Wohnzimmer ein paar Salatköpfe anzubauen, soll der Anbauspaß nicht durch Missgeschicke oder schlechte Qualität getrübt werden.
Für grenzenloses Erntevergnügen braucht es unterschiedliche Materialien. Zum einen ist natürlich das Gehäuse wichtig, in dem die Pflanzen wachsen sollen. Im Do-it-yourself-Artikel zum Thema Indoorfarming stellen wir die Variante des KRYDDA-Pflanzensystems von IKEA vor. Ohne viel Aufwand lässt sich der eigene Salat damit anbauen. Auch Upcycling ist im Kräuter- und Salatanbau möglich. Im Artikel Blumentöpfe aus Tetra Paks zeigen wir dir, wie man in PET-Flaschen Pflanzen und Salate kultiviert.

Wie wär’s mit „Herbert“?

Professionelle Wandsysteme mit Qualität und einem ansprechendem Aussehen gibt es beispielsweise bei Ponix Systems. Das System „Herbert“ ist so entwickelt, dass es ohne weiteres an der Wand im Wohnzimmer hängen kann. Und es sieht gut aus! Bei einer Höhe von 82 cm, einer Breite von 56 cm und einer Tiefe von 11,5 cm ist es optimal ausgestattet, und sorgt für bis zu 15 Pflanzen für die richtige Portion Licht sowie mit einem 6-Liter-Wassertank für ausreichend Wasser. Keine Angst, die Wand bleibt trocken. Herbert bekommst du über die Webseite ab 399€.
Wer die „großen“ Mengen anstrebt, fährt gut mit den Growboxen von growee. Die durch ihre Größe für einen konsequenten Anbau-Ernte-Rhythmus sorgenden Boxen haben einen stolzen Preis, sind dafür aber auch variabel und in verschiedenen Größen einsetzbar. In den Boxen kannst du neben Salat und Kräutern ohne weiteres auch Tomaten, Zucchini oder Obst anbauen. Zusätzlich wachsen die Pflanzen in einer staubfreien und sauberen Umgebung. Eine Growbox bekommst du ab 49€ ohne zusätzliches Equipment. Mit zahlreichen zusätzlichen Ausstattungsmerkmalen wie Pflanzenleuchten oder einem Ventilatorsystem steht der erfolgreichen Ernte nichts im Weg.

Da keimt ja was!

Zur Basisausstattung gehört ein Anzuchtset (ab 9€), damit das Saatgut keimen kann. Das gibt es im Gartenmarkt oder sehr günstig bei IKEA. Alternativ kann man die Samen auch schon in vorgefertigten Keimkissen kaufen. Die müssen dann nur in der Sonne stehen und regelmäßig Flüssigkeit bekommen. Hersteller empfehlen die Samen nach dem Keimen in abbaubare Pads oder Wurzelkissen zu legen, damit sich die Wurzeln der Keimlinge stabil und gut entwickeln.
In Gartenfachgeschäften gibt es den passenden Dünger für deine Indoorpflanzen, die statt in Erde in Substraten und Hydrokulturen wachsen. Gerade die Ohne-Erde-Fraktion benötigt für ihre Pflanzen die richtige Menge an Nährstoffen. Beim Düngen gilt: Lieber noch mal die Anleitung auf dem Etikett nachlesen, bevor es zu viel ist. Einen guten Dünger gibt es schon ab 6€ im Fachhandel.
Wer gerne in Erde pflanzt, kann auf zusätzliche Nährstoffe und Mineralien verzichten. Die Pflanzen ziehen sich aus der nährstoffreichen Substanz alles, was sie brauchen.

Pikieren richtig gemacht

Sind die kleinen Keimlinge soweit ausgereift, dass sie umgesiedelt werden können, gilt es zu entscheiden, in welche Grundlage sie gepflanzt werden sollen.
Die deutlich sauberste Methode ist ein anorganisches Substrat, in das die Pflanzen gesetzt werden. Dort verbringen sie ca. 3 Wochen, bevor sie noch einmal in Blähton, also in eine Hydrokultur, umgepflanzt werden. Der Wechsel ist nötig, um die Pflanzen vor Schimmelsporen zu schützen. Bei Substrat kommt nicht genug Sauerstoff an die Wurzeln, allerdings ist es perfekt, um der Pflanze am Anfang den richtigen Halt zu geben. Auch die Wasserversorgung ist im Substrat nicht optimal ausgereift. Blähton dagegen ist gerade am Anfang nicht für den Wachstumsprozess geeignet, dafür später die sauberste Lösung gegen Schimmel und Algen. Beides kannst du ohne Probleme im Internet oder im Gartenfachhandel bekommen.

Ein bisschen Stress gefällig?

Damit die kleinen Pflanzen stark und kräftig werden, müssen sie stressresistent sein. In der freien Natur bedeutet das, dass sie Wind und Wetter trotzen. Beim Indoorfarming kannst du den Wind mit einem Ventilator simulieren. Die Pflanzen werden deutlich kräftiger im Aufbau, wenn sie eine oder zwei tägliche Einheiten Wind bekommen. Dazu reicht ein handelsüblicher Ventilator, den du in unterschiedliche Stufen einstellen kannst. Täglich zwei Einheiten auf kleinster Stufe à 30 Minuten reichen aus, um die Pflanzen zu stressen.
Ebenso wichtig ist beim Indoorfarming die Lichtversorgung. Auch wenn das Tageslicht nützlich ist, braucht es oft eine zusätzliche Lichtquelle. Profis und Großanbauer nutzen dafür passgenaue LED-Lampen, deren unterschiedliche Farbspektren optimal auf die Bedingungen der Pflanzen ausgerichtet sind.
Wer im kleinen Stil anbaut, braucht aber nicht so viel Geld auszugeben. Tageslampen für Pflanzen gibt es in jedem Baumarkt. Alternativ bietet IKEA ein Tageslampe an, die inklusive Halterung für 43 € zu bekommen ist.

Kleine Samenkunde

Es ist das Wichtigste, das Saatgut. In Deutschland ist es nicht erlaubt, einfach Saatgut zu produzieren und zu verkaufen. Jeder Saatgutproduzent benötigt eine Lizenz und ein QS-Zertifikat (Qualitätssicherung), wenn er seine Produkte an den Markt bringen will. Doch nicht jeder darf eine Lizenz beantragen. Das deutsche Recht ist klar definiert, wenn es um die Nachzucht von Saatgut geht. So kann ein Produzent das Material nur weiterzüchten, wenn der Ursprungsproduzent die Einwilligung dazu gegeben hat. Das Verfahren ist so kompliziert, dass es in Deutschland nicht viele Saatgutproduzenten gibt. Jeder Betrieb hat eine eigene Nummer, die auf den Saatguttütchen angegeben werden muss und anhand derer das Saatgut zurückverfolgt werden kann.
Die Qualität der kleinen Samen variiert trotzdem. Wir empfehlen das Saatgut von den Jungs von Rankwerk. Ein Startup-Unternehmen, das sich „grün“ auf die Fahnen geschrieben hat. Sie produzieren unter fairen sozialen Bedingungen mit hervorragender Qualität. Aber auch bei IKEA gibt es unterschiedliche Sorten zu einem guten Preis.
Besonders Salat und Kräuter eigenen sich gut, wenn du mit dem Indoorfarming beginnst. Es ist ganz einfach, auch ohne Erfahrungen. Mit einer Anleitung und ein bisschen Gefühl für Zeit und Wassermenge wachsen Salate und Kräuter fast von alleine. Welche Pflanzen sich neben Lolo Rosso, Feldsalat und Basilikum besonders gut zum Pflanzen und Verzehren eignen, erfährst du in unseren Pflanzenporträts.
Indoorfarming ist nicht nur ein Sommertrend. Indoorfarming ist die Alternative für die Städte der Zukunft. Längst leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, Tendenz steigend. Es wird also eng. Wer seinen Platz sinnvoll nutzen möchte, gleichzeitig etwas gegen den CO² Ausstoß unternehmen will und zusätzlich auch noch seine eigenen Lebensmittel produzieren kann, der sollte loslegen. Es macht Spaß, ist belebend und schafft Entspannung.

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